Galaktisch schön: Sternenhimmel und Milchstraße fotografieren!

Bilder vom Sternenhimmel und besonders von der Milchstraße liegen derzeit voll im Trend. Die zahlreichen Posts in den sozialen Netzwerken belegen sehr anschaulich, dass in den letzten Jahren ein regelrechter Hype um die Nachtfotografie entstanden ist. Einen zusätzlichen Auftrieb bekam die nächtliche Fotokunst durch die aktuelle Kameratechnik, mit der es einfacher denn je gelingt, qualitativ gute Bilder vom Sternenhimmel zu machen. Auch ich habe mich vom Sternenfotografie-Fieber anstecken lassen. Ich kann mich noch gut erinnern: es war eines dieser genialen Milchstraßen-Panoramafotos das mich in den Bann gezogen hat. Ein Bild von einer fantastischen Alpen-Gebirgslandschaft, das Gipfelkreuz schimmerte im Nachtlicht, in den umliegenden Tälern leuchteten die Stadtlichter und über der Szene ein spektakulärer Sternenhimmel mit einigen Wolkenfetzen und einer strahlenden Milchstraße. Ich war total fasziniert von dem Foto und auch ein bisschen neidisch auf den Fotografen.

Man muss nicht unbedingt in ferne Länder reisen, um die Milchstraße zu fotografieren.
Dieses Foto der Milchstraße über dem mittleren Schwarzwald zeigt, dass es auch in Deutschland möglich ist – es sollte sich aber um eine Region mit geringer Lichtverschmutzung handeln.

Ohne Photoshop geht’s nicht
Ungefähr ein Jahr später entdeckte ich zufällig einen Onlinebericht über genau diesen Fotografen. Darin berichtete er über seine Arbeitsweise und die Entstehung der Bilder und siehe da: die Bilder sind laut eigener Aussage nur ca. 30% Fotografie und 70% Photoshop. Inzwischen weiß ich, dass in fast allen Milchstraßenfotos eine Menge digitale Bildbearbeitung steckt. Das ist auch gar nicht schlimm, denn ohne Photoshop & Co. wären diese spektakulären Milchstraßenfotos gar nicht realisierbar. Generell finde ich, ist der Einsatz von Bildbearbeitungstechniken vollkommen in Ordnung. Dabei spielt es keine Rolle ob HDR-Belichtungsreihe, Fokusstacking oder Ebenenmontage – wenn es der Bildwirkung dient, geht das alles in Ordnung.

Bei diesem Foto wurde eine Aufnahmereihe aus 120 Einzelfotos in Photoshop als Ebenen überblendet um die Sternspuren zu erzeugen. Abschließend wurde eine weitere Ebene zum Aufhellen des Vordergrundes hinzugefügt.

Es gibt aber auch Fälle, da geht mir persönlich der Einsatz von Photoshop dann doch zu weit. Ein Beispiel: Manchmal entdecke ich auf Facebook oder Instagram Bilder aus meiner Heimat, auf denen die Milchstraße im Norden zu sehen ist. Blöderweise ist die Milchstraße aber ausschließlich im Süden zu finden. Da frage ich mich dann schon, ob sich der Fotograf vor der Bildmontage nicht zumindest hätte besser informieren können. Letztlich muss aber jeder für sich selbst entscheiden, wie weit er geht.

Ohne Bildbearbeitung am PC wäre dieses Foto nicht möglich gewesen. Die Sternspuren wurden zunächst aus einer Reihe mit Einzelaufnahmen generiert, anschließend wurde das Selfie überblendet.

Wunderbares Naturerlebnis
Der wichtigste Aspekt ist für mich sowieso ein ganz anderer: nächtliche Fotosessions sind einfach unglaublich schön! Ich finde es faszinierend, in den Sternenhimmel zu blicken und die Stille der Nacht zu genießen. Eine laue Sommernacht draußen zu verbringen, ohne den Stress und die Hektik des Alltages, ist einfach ein wunderbares Naturerlebnis. Wenn die Dämmerung einsetzt und sich die ersten Sterne am Himmel zeigen, taucht man in eine andere Welt ein. Ich kann dir versprechen, wenn du den richtigen Platz gefunden hast, die Kamera aufgebaut ist und die Flamme im Campingkocher knistert, dann ist die Nachtfotografie der perfekte Ausgleich zum stressigen Berufsalltag und jedes Mal aufs Neue ein kleines Abenteuer vor der Haustüre – auf Neudeutsch, ein sogenanntes „Micro-Adventure“. 😉

In den Sternenhimmel zu blicken und die Stille der Nacht zu genießen, ist ein faszinierendes Erlebnis, bei dem die Fotografie fast zur Nebensache wird.

Tipps zum Fotografieren der Milchstraße
Was musst du beachten, wenn du die Milchstraße fotografieren möchtest? Zunächst benötigst du natürlich eine geeignete Kamera. Dabei ist es gar nicht so entscheidend, welche Kamera du verwendest. Natürlich sind lichtstarke Vollformatsensoren im Vorteil, aber auch mit APS-C und MFT Kameras sind sehr gute Ergebnisse möglich. Die meisten der hier gezeigten Bilder sind mit meinen Lumix-Kameras entstanden, teilweise mit der Lumix G9, teils sogar mit der Lumix FZ2000 (welche „nur“ über einen 1 Zoll Sensor verfügt). Wichtig ist, dass die Kamera über ein halbwegs gutes Rauschverhalten verfügt. Zudem sollte die Funktion zur Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtungen im Einstellmenü aktiviert sein. Die Kamera benötigt dann zwar doppelt so lange für die Belichtung, aber es lohnt sich. Bei der Nachbearbeitung kann später mit der Funktion zur Rauschminderung z.B. in Adobe Lightroom noch einiges an Bildqualität rausgekitzelt werden.

Das war mein erstes Milchstraßenpanorama, bestehend aus 16 Einzelaufnahmen.

Generell ist es bei der Nachtfotografie oftmals hilfreich, mehrere Aufnahmen für Himmel und Landschaft mit unterschiedlicher Belichtung zu machen. In Photoshop können die Einzelaufnahmen dann mit dem Ebenenmodus „Aufhellen“ überblendet werden. Dadurch erhält man ein fertiges Bild mit ausgewogener Belichtung, auf dem Sternenhimmel und Landschaft gut erkennbar sind. Verzichtet man auf diese Technik, erhält man zwar Bilder mit einem tollen Sternenhimmel, aber die Landschaft verschwindet in schwarzer Dunkelheit und das Bild wirkt dann oftmals eher langweilig.

Welche Belichtungseinstellungen sind richtig?
Auf Grund der langen Belichtungszeiten bei der Nachtfotografie ist ein stabiles Stativ absolut unerlässlich. Zudem solltest du einen separaten Fernauslöser verwenden oder auf den 2-Sekunden-Selbstauslöser der Kamera zurück greifen, um jegliche Erschütterung beim Auslösen zu vermeiden. Bei den Kameraeinstellungen ist auf jeden Fall der manuelle Modus (M) angesagt. Ich empfehle dir, zunächst die größtmögliche Blendenöffnung deines Objektives einzustellen (z.B. F2.8). Das relativ schwache Licht der Sterne soll nämlich möglichst ungehindert auf den Bildsensor gelangen. Deshalb ist eine der wichtigsten technischen Voraussetzungen für deine Kameraausrüstung die Lichtstärke der Optik. Je mehr Lichtstärke, desto besser! Gut geeignet sind Weitwinkel-Objektive mit einer Blendenöffnung von F2.8 oder besser. Für den Anfang kannst du es aber auch mit einem Kit-Objektiv mit z.B. Blende F3.5 versuchen. Für die Einstellung der richtigen Belichtungszeit ist ein wenig Erfahrung nötig oder man tastet sich einfach ran. Am besten fängst du einfach mal mit einer Belichtungsdauer von ca. 15-20 Sekunden an. Bei der Bildkontrolle am Kameradisplay siehst du dann, ob das Bild noch zu dunkel ist und kannst ggf. die Zeit verlängern oder die ISO-Empfindlichkeit erhöhen.

Für die richtige Belichtung gibt es keine allgemein gültige Regel, am besten einfach ausprobieren und langsam rantasten.

Längere Belichtungszeiten als 30 Sekunden sind übrigens nicht empfehlenswert, weil aus den runden Sternpunkten sonst Striche werden – Schuld daran ist die Erddrehung. Wie stark dieser Effekt auftritt, hängt neben der Belichtungsdauer auch von der Brennweite ab, d.h. je mehr Brennweite, desto schneller verwischen die Sterne, desto kürzer muss belichtet werden.

ISO-Wert und Bildrauschen
Neben Blende und Belichtungszeit gilt es noch den ISO-Wert zu beachten. Hier musst du selbst herausfinden, welcher ISO-Wert bei deiner Kamera noch brauchbare Bilder liefert. Je höher der ISO-Wert, desto stärker wird das Bildrauschen. Deshalb gilt es eigentlich, den ISO-Wert möglichst gering zu halten. Um auf die gewünschten Belichtungszeiten zu kommen, ist es aber meistens erforderlich, den ISO-Wert zu erhöhen. Den Erfahrungen mit meinen Lumix-Kameras zufolge, sind ISO800 bis ISO1600 selbst bei relativ kleinen MFT-Sensoren gut machbar. Probier es einfach aus, wie weit du bei deiner Kamera gehen kannst.

Dieses Bild von der Milchstraße über den Rheinauen wurde mit einem 12 mm Weitwinkelobjektiv an einer Lumix MFT-Kamera aufgenommen.

Was für ein Objektiv wird benötigt?
Die Milchstraße spannt sich wie ein Bogen über den ganzen Nachthimmel.
Weitwinkelobjektive oder gar Ultra-Weitwinkel sind deshalb meist die beste Wahl, auch weil man normalerweise möglichst viel Himmel im Bild einfangen möchte. Ich habe bisher vorwiegend mit Brennweiten von 10-12 mm gearbeitet. Aber selbst damit ist es nicht möglich, die gesamte Milchstraße mit einer einzigen Aufnahme abzubilden. Das gelingt eigentlich nur mit extrem weitwinkligen Objektiven (z.B. Fisheye-Objektiven). In der Regel ist es aber notwendig, mehrere Einzelaufnahmen zu machen und diese später am PC als Panoramabild zusammenzufügen. Du kannst natürlich auch mit längeren Brennweiten oder gar mit einem Teleobjektiv arbeiten, dann bekommst du aber nur einen kleinen Teil der Milchstraße aufs Bild. Das kann zwar auch toll aussehen, aber es kommen dann neue Herausforderungen auf dich zu, aufgrund der bereits erwähnten Erdrotation. Je länger die Brennweite, desto schneller bekommst du damit Probleme – es sein denn du arbeitest mit einem Astro-Tracer, der die Kamera automatisch mitdreht. Für den Einstieg ist aber vermutlich ein lichtstarkes Weitwinkelobjektiv die beste Wahl.

Das Fokussieren bei Nacht ist kniffelig
Spätestens an diesem Punkt wirst du auf ein weiteres Problem bei der Nachtfotografie stoßen. Die Rede ist von der Fokussierung bzw. wie bekommst du die Sterne scharf. Das ist bei Nacht nämlich gar nicht so einfach, weil der Autofokus der Kamera in der Regel versagt. Es geht aber teilweise doch mit dem Autofokus, wenn du einen besonders hellen Stern anvisierst. Mit einer spiegellosen Kamera geht das oftmals einfacher, weil du dort die Fokuslupe verwenden kannst, d.h. einfach ins Bild reinzoomen und auf einen hellen Stern scharf stellen. Nicht immer funktioniert diese Art der Fokussierung zuverlässig. Deshalb ist es generell besser, die Fokussierung gleich komplett manuell vorzunehmen. Am einfachsten geht das, wenn deine Kamera bei der manuellen Fokussierung eine Entfernungsskala im Display/Sucher anzeigt. In diesem Fall, kannst du ganz einfach auf „Unendlich“ stellen und fertig.

Das Fokussieren bei Dunkelheit kann kniffelig sein. Am besten funktioniert es, wenn das Bild manuell scharf gestellt wird.

Gleiches gilt für Objektive mit einer „Unendlich-Markierung“ auf der Schärfe-Skala. Hier musst du ebenfalls nur die Kamera auf manuellen Fokus umschalten und die Schärfe am Objektiv auf Unendlich einstellen. Alternativ kannst du schon am Tag auf ein beliebiges Motiv in „unendlicher“ Entfernung scharf stellen und dir eine Markierung an der Schärfeskala deines Objektivs anbringen, z.B. ein Klebestreifen oder ein Strich mit wasserfestem Edding aufmalen. So kannst du bei Nacht mühelos das Objektiv scharf stellen. Egal welchen Weg zur Scharfstellung du wählst, eine Kontrolle der Bilder ist am Anfang auf jeden Fall ratsam. Dazu zoomst du so weit in das aufgenommene Bild hinein, bis nur noch einzelne Sternpunkte zu sehen sind. Diese Punkte sollten scharf und kontrastreich abgebildet werden, falls das nicht der Fall ist, solltest du die Schärfeeinstellung nachjustieren. Für solche Einstellarbeiten in der Dunkelheit ist eine Taschenlampe oder noch besser eine Stirnlampe sehr hilfreich. Idealerweise bietet die Lampe eine Funktion für rotes Licht, damit du weniger geblendet wirst.

Bei der Nachtfotografie müssen nicht immer die Sterne oder die Milchstraße im Mittelpunkt stehen. Das nächtliche Erlebnis draußen in der Natur, bietet ebenfalls tolle Fotomotive.

Ich hoffe meine Tipps helfen dir, schon bald die ersten schönen Fotos vom Sternenhimmel und der Milchstraße aufzunehmen. Ich wünsche dir jedenfalls viel Spaß dabei und galaktisch schöne Erlebnisse draußen in der Natur! 😊

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